Ein voller Erfolg und dennoch verboten..

Hünfeld
Nicht nur die Idee war gut – sie zeigte auch Wirkung: Hunderte von Wildwarnern, die an den Bäumen entlang der Kreisstraße zwischen dem Roßbacher Sportplatz und dem alten Kalkwerk von Malges hingen, verschreckten Reh und Fuchs dermaßen, dass die Zahl der Wildunfälle erträglich blieb. Jetzt sind die Blinker weg – aber dafür hat sich die Zahl des Fallwildes, so der etwas harmlose Fachbegriff für überfahrenes Wild, verdoppelt.

Warum der reflektierende Rehschreck entfernt wurde? „Es ist schlicht und einfach verboten, dass Private in den öffentlichen Verkaufsraum eingreifen“, erklärt Polizeipressesprecher Martin Schäfer. Genau das hatte Jagdpächter Martin Müller aus Roßbach getan, als er vor mehr als acht Jahren begann, die Wildwarner mit ihren roten Phosphorstreifen in die Straßenbäume zu hängen.
Die Idee dazu hatte er von einem Kuraufenthalt aus Oldenburg mitgebracht, wo ein Waidmann mit dieser Methode gute Erfolge erzielt habe. „Wenn im Herbst die Äste von den Eicheln und Blättern schwer wurden, habe ich alle Blinker höher gehängt – und im Frühjahr wieder runter“, berichtet Müller von seinen Anstrengungen. Denn die Warner müssen ihr Licht genau in „Augenhöhe“ des Rehwildes aussenden, um abschreckend zu wirken.

Nach Ansicht des Jagdpächters hat das gewirkt: „Die Zahl der Rehwildunfälle lag in dieser Zeit immer bei fünf bis sechs, ohne Blinker bei zwölf im Jahr“, berichtet Müller, der sagt, „das war eine ganz, ganz tolle Sache“. Leider hat Müller nicht mit den Gesetzhütern gerechnet. Nachdem sich ein Autofahrer beschwert hatte, dass er von den Blinklichtern irritiert werde, entschied die Polizei bei einem Ortstermin im November 2004, dass die Wildwarner entfernt werden müssen. „Dabei habe ich mich gewehrt bis zum geht nicht mehr, aber der Herr von der Polizei ließ nicht mit sich reden“, sagt Müller.

Wohl auch, weil die Polizei den Blinkern einen Gewöhnungseffekt bescheinigt, das heißt, nach einer gewissen Zeit – meist zwei Jahre – hätten die Reh „geblickt“, dass sie vor den Lichtern keine Angst haben müssten. „Dann rennen sie eh und je über die Straße“, sagt Polizeioberkommissar Schäfer, dem übrigens wesentlich niedrigere Fallwildzahlen auf dieser Strecke vorliegen als Müller. Dies erklärt sich möglicherweise daraus, dass sich einige Autofahrer direkt beim Jäger und nicht bei der Polizei die Bescheinigung für einen Wildunfall besorgen, den sie zur Schadensabwicklung bei der Versicherung benötigen.

Gleichwie: Die Polizei erachtet diesen Streckenabschnitt auch für nicht so gefährdet, dass sie einen Wildschutzzaun befürworten würde, wie er oft an Autobahnen oder viel befahrenen Bundesstraßen anzutreffen sei. „Die Zahl der Wildunfälle ist nicht so groß, dass man sagen müsste, wir müssen eingreifen“, sagt Schäfer.

Laut Polizeistatistik kommen bei jährlich 4200 Verkehrsunfällen im Landkreis Fulda 370 bis 400, also acht bis neun Prozent, Stück Wild ums Leben. Auch deshalb haben sich Jäger und Verkehrsexperten in einer Arbeitsgruppe zusammen gefunden, die Lösungen sucht, wie Wildunfälle verringert werden können. So gibt es beispielsweise bei Hofbieber eine Versuchsstrecke mit beweglichen Warnern. Im Herbst soll der Test ausgewertet werden.

Jürgen Manns, Kreisjagdberater, sagt zu Müllers Vorgehen: „Da gibt es nicht viel zu diskutieren: Was er gemacht hat, ist verboten.“ Das Engagement des Waidmanns sei hoch zu schätzen, aber Maßnahmen müssten nun einmal in Abstimmung mit den Fachleuten erfolgen.
Dass es auch unbürokratischer geht, zeigt ein Beispiel, über das die „Passauer Neue Presse“ berichtet hat: In Freyung am bayerischen Wald montierte ein Jäger Eisenstäbe mit beweglichen Reflektoren an die Straßen. Effekt: Kein einziger Wildunfall mehr auf der Wald gesäumten Kreisstraße. Die Straßenverkehrsbehörde und das Tiefbauamt hatten dem Jäger keine Steine in den Weg gelegt.

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